Lippeverband und Stadt Kamen weihen Blaues Klassenzimmer am Mühlbach ein
Nach rund drei Monaten Bauzeit steht die Anlage nun Kindern und Jugendlichen für Unterricht am Wasser zur Verfügung, aber sie bietet Radfahrerinnen und Spaziergängern zugleich auch eine Erholungsmöglichkeit im Grünen. „Was Städtebauförderung für die Menschen vor Ort leisten kann, sehen wir hier sehr deutlich: Das Blaue Klassenzimmer bringt verschiedene Menschen zusammen, stärkt den sozialen Zusammenhalt und sensibilisiert Kinder und Jugendliche für Umwelt und Klimaschutz. Dieses vielfältige Projekt fördern wir deshalb gerne im Rahmen des Städtebauförderprogramms von Land und Bund, das in diesem Jahr Jubiläum feiert. Seit 50 Jahren ist Städtebauförderung in Deutschland eine Erfolgsgeschichte“, fasst Ministerin Ina Scharrenbach zusammen.
Erstes Schiff am Heerener Mühlbach geht vor Anker
Es ist das zweite Blaue Klassenzimmer, das der Wasserwirtschaftsverband in einer seiner Mitgliedskommunen realisiert. Und beide Anlagen wurden individuell gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickelt. „Der Lippeverband hat viele Ideen umgesetzt, die auf der Wunschliste standen – zum Beispiel, dass das Klassenzimmer optisch an ein Boot erinnern soll. Hier ist nun also das erste Schiff am Heerener Mühlbach vor Anker gegangen! Ab sofort ein Ort zum Entdecken, Erfahren und Entspannen“, so Kamens Bürgermeisterin Elke Kappen.
Die flache Zuwegung zum Bach macht es möglich, dass Entdeckerinnen und Entdecker das Ökosystem Wasser aus nächster Nähe erleben können. Mit Becherlupe, Fangschale und Kescher können sie Wasserproben nehmen und etwas über Wasserlebewesen erfahren. Am oberen Plateau stehen Sitzwürfel aus Sandstein bereit, wo sich ausgiebig über die Funde fachsimpeln lässt.
Bodo Klimpel, Ratsvorsitzender des Lippeverbandes, betont: „Hier wurde ein außergewöhnlicher Lernort geschaffen, an dem Groß und Klein Natur hautnah erleben und entdecken können. Gemäß dem Motto ‚Nur was man kennt, kann man schützen‘ bin ich sicher, dass das Blaue Klassenzimmer einige Botschafterinnen und Botschafter für Klima- und Artenschutz hervorbringen wird.“
Vom Meideraum zum Picknickplatz
„Als sondergesetzlicher Wasserwirtschaftsverband geht es uns nicht ausschließlich um Abwasserreinigung. Wir wollen mit der Verknüpfung wasserwirtschaftlicher und städtebaulicher Projekte zu einer Aufwertung der Quartiere beitragen – das ist uns hier sicherlich gelungen“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes. Ebenfalls zum nautischen Erlebnis tragen ein Holzbug und ein Fernrohr bei, die als spielerische Element den Zusammenfluss von Heerener Mühlbach und Seseke in den Fokus rücken. Mit einer sogenannten „Flüsterbrücke“ aus zwei kleinen Beton-Parabolspiegeln lässt sich die Seseke auch akustisch überbrücken.
Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand des Lippeverbandes, ergänzt: „Einrichtungen wie diese sind nur möglich, da die Gewässer mittlerweile renaturiert worden sind. Jahrzehntelang war der Heerener Mühlbach wie die Seseke ein offener und betonverschalter Abwasserlauf. Durch die Entflechtung und ökologische Umgestaltung hat sich nicht nur der Hochwasserschutz verbessert, sondern es sind auch Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität entstanden.“
Im Zuge des Seseke-Programms wurde auch der Heerener Mühlbach 2013 auf einer Länge von circa 2,25 Kilometern ökologisch verbessert, Rad- und Wanderweg entstanden am Gewässer. Der Aufenthaltsort am Sesekewege gelegen, rundet diese Entwicklung ab.
Hintergrund
Das Projekt realisiert der Lippeverband gemeinsam mit der Stadt Kamen, denn das Klassenzimmer unter freiem Himmel wird immer an die Gegebenheiten vor Ort angepasst. Die „Blauen Klassenzimmer“, die die Emschergenossenschaft und der Lippeverband bereits in Gladbeck, Duisburg, Dortmund und Haltern am See gebaut haben, sehen in jeder Stadt anders aus. Der ähnlich einem Amphitheater angelegte Lernort befindet sich direkt am Wasser und ermöglicht Kindern und Schülern, das Ökosystem Fluss aus der Nähe zu erleben.
Das Blaue Klassenzimmer in Kamen ist ein Projekt der Kooperation „Gemeinsam an der Lippe“. Es wurde zu 80 Prozent mit Mitteln der Städtebauförderung des Landes und des Bundes ermöglicht. 20 Prozent der Kosten wurden vom Lippeverband getragen. „Gemeinsam an der Lippe“ ist eine Kooperation von Lippeverband, Städtebau- und Umweltministerium des Landes NRW sowie den Lippe-Kommunen. Das Ziel: Wasserwirtschaft, naturnahe Gewässerentwicklung und Stadterneuerung miteinander zu verknüpfen. Der Kamener Lern- und Entdeckerort kostete ca. 75.000 Euro.